Schülerlotse
eingeweiht
Anbei ein interessanter Beitrag bzgl. Hexenverfolgung.
Beste Grüße,
Euer Schülerlotse
***
Der folgende Beitrag erschien im Informationsblatt der Priesterbruderschaft St. Petrus Juli 2000 Autor P. Martin Lugmayr
Die Geschichte der Hexenverfolgung muß umgeschrieben werden.
Die Geschichte der Hexenverfolgung muß umgeschrieben werden - diese Forderung erhob der dänische Historiker Gustav Henningsen bei der Eröffnung der Ausstellung „Hexenwahn in Europa - Mythos und Realität".
Henningsen, Autor mehrerer Standardwerke der neueren Hexenforschung, wies nach, daß erstens die Zahl der in den 400 Jahren aktivster Verfolgung aufgrund des Vorwurfs der Hexerei getöteten weit niedriger ist als bisher angenommen, nämlich an die 50.000 statt, wie früher geschätzt wurde, neun Millionen, daß zweitens die Todesrate in den katholischen Ländern besonders niedrig gewesen ist. Von Mitte des 16. bis zum Ende des 18.Jahrhunderts sind bei mehr als 12.000 Hexenprozessen in Spanien, Portugal und Italien insgesamt 36 Hinrichtungen erfolgt. Der Großteil der Hexenverbrennungen erfolgte in Ländern, in denen die römische Inquisition NICHT tätig war.
Bereits 1972 haben die Historiker Norman Cohn und Richard Kieckhefer nachgewiesen, daß die Behauptungen in Leon de Lamothe-Langon´s Werk "Historie de l´inquisition en France" (geschrieben 1829), in Toulouse und Carcasonne habe die Inquisition täglich Hunderte von Menschen getötet, reine Erfindungen waren. Die Fachwelt hat sich dann von Lamothe-Langon und allen, die von ihm abhingen, distanziert. Leider leben aber bis heute dessen Schauermärchen in den Köpfen weiter.
Genauere Forschungen haben weitere Vorurteile der Falschheit überführt. So wurde gesagt, Hexenverfolgung sei eine Erscheinung des "finsteren" Mittelalters gewesen. Wahr ist indes, daß der von heidnischen Völkern kommende Hexenwahn durch die Heiligen Hippolyt, Johannes Chysostomos, Cäsarius von Arles und Martin von Braga bekämpft und Hexenverfolgung durch König Rothar und Karl d. Großen bestraft wurde. Papst Gregor VII. (1073-1085) verbot in einem Schreiben an König Harald, daß man in Dänemark Frauen als vermeintliche Verursacherinnen von Stürmen, Krankheiten und Seuchen töte, und bezeichnete die Verfolgten als Unschuldige. Im Mittelalter wurde Zauberei, welche schon im Alten Testament verurteilt wird, von der Kirche nur mit kirchlichen Strafen belegt. erst gegen Ende des Mittelalters wuchs die Zahl der Hexenprozesse, wobei der Höhepunkt zwischen 1550 und 1650 lag, also in der Neuzeit.
Robin Brigg hat in seinem Werk "Witches and Neighbours" gezeigt, daß es im Ausmaß der Hexenverfolgung in Europa riesige Unterschiede gab. So starben in Deutschland 26.000, in Irland dagegen nur vier. Und noch ein bemerkenswertes Detail: Dort, wo die katholische Kirche geschwächt war und aufgrund der Reformation keinen bestimmenden Einfluß mehr ausüben konnte, starben die meisten, nämlich in Deutschland und in der Schweiz. Henningsen betont, einer der begeistertsten Befürworter der Hexenverfolgung sei Martin Luther gewesen.
Jenny Gibbons, Spezialistin in mittelalterlicher Geschichte, konnte ferner zeigen, daß viele Anschuldigungen gegenüber der Inquisition auf Übersetzungsfehlern beruhen. So ist in den Akten zu lesen, daß jemand „per inquisitionem" geprüft wurde - allzu schnell hat man geschlossen, dies bedeute „durch die Inquisition". Aber in der Mehrzahl der Fälle muß übersetzt werden mit „durch eine Untersuchung", also eine Gerichtsmethode, die damals von fast allen weltlichen Gerichten angewandt wurde. Jenny Gibbons weist auch darauf hin, daß der vielzitierte „Hexenhammer" Heinrich Kramers keineswegs die offizielle Haltung der Kirche darstellte. Die Untersuchungsmethoden, die Kramer in diesem Werk empfiehlt, wurden sofort nach Erscheinen der Werkes von der Inquisition zurückgewiesen. Weltliche Gerichte, nicht die Inquisition, haben vom Hexenhammer gebrauch gemacht, schließt Jenny Gibbons.
Um zum eingangs erwähnten Autor zurückzukehren: Gustav Henningsen hat in seinem Werk "The Witches´ Advocate" die Arbeit der Inquisition in Spanien in hervorragender Weise dokumentiert und nachgewiesen, daß diese vielen Angeklagten, die von weltlichen Gerichten bereits zum Tode verurteilten worden waren, das Leben gerettet hat.
Zitat Ende
Quelle: http://www.politikforum.de/forum/archive/1/2001/09/1/9789
Beste Grüße,
Euer Schülerlotse
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Der folgende Beitrag erschien im Informationsblatt der Priesterbruderschaft St. Petrus Juli 2000 Autor P. Martin Lugmayr
Die Geschichte der Hexenverfolgung muß umgeschrieben werden.
Die Geschichte der Hexenverfolgung muß umgeschrieben werden - diese Forderung erhob der dänische Historiker Gustav Henningsen bei der Eröffnung der Ausstellung „Hexenwahn in Europa - Mythos und Realität".
Henningsen, Autor mehrerer Standardwerke der neueren Hexenforschung, wies nach, daß erstens die Zahl der in den 400 Jahren aktivster Verfolgung aufgrund des Vorwurfs der Hexerei getöteten weit niedriger ist als bisher angenommen, nämlich an die 50.000 statt, wie früher geschätzt wurde, neun Millionen, daß zweitens die Todesrate in den katholischen Ländern besonders niedrig gewesen ist. Von Mitte des 16. bis zum Ende des 18.Jahrhunderts sind bei mehr als 12.000 Hexenprozessen in Spanien, Portugal und Italien insgesamt 36 Hinrichtungen erfolgt. Der Großteil der Hexenverbrennungen erfolgte in Ländern, in denen die römische Inquisition NICHT tätig war.
Bereits 1972 haben die Historiker Norman Cohn und Richard Kieckhefer nachgewiesen, daß die Behauptungen in Leon de Lamothe-Langon´s Werk "Historie de l´inquisition en France" (geschrieben 1829), in Toulouse und Carcasonne habe die Inquisition täglich Hunderte von Menschen getötet, reine Erfindungen waren. Die Fachwelt hat sich dann von Lamothe-Langon und allen, die von ihm abhingen, distanziert. Leider leben aber bis heute dessen Schauermärchen in den Köpfen weiter.
Genauere Forschungen haben weitere Vorurteile der Falschheit überführt. So wurde gesagt, Hexenverfolgung sei eine Erscheinung des "finsteren" Mittelalters gewesen. Wahr ist indes, daß der von heidnischen Völkern kommende Hexenwahn durch die Heiligen Hippolyt, Johannes Chysostomos, Cäsarius von Arles und Martin von Braga bekämpft und Hexenverfolgung durch König Rothar und Karl d. Großen bestraft wurde. Papst Gregor VII. (1073-1085) verbot in einem Schreiben an König Harald, daß man in Dänemark Frauen als vermeintliche Verursacherinnen von Stürmen, Krankheiten und Seuchen töte, und bezeichnete die Verfolgten als Unschuldige. Im Mittelalter wurde Zauberei, welche schon im Alten Testament verurteilt wird, von der Kirche nur mit kirchlichen Strafen belegt. erst gegen Ende des Mittelalters wuchs die Zahl der Hexenprozesse, wobei der Höhepunkt zwischen 1550 und 1650 lag, also in der Neuzeit.
Robin Brigg hat in seinem Werk "Witches and Neighbours" gezeigt, daß es im Ausmaß der Hexenverfolgung in Europa riesige Unterschiede gab. So starben in Deutschland 26.000, in Irland dagegen nur vier. Und noch ein bemerkenswertes Detail: Dort, wo die katholische Kirche geschwächt war und aufgrund der Reformation keinen bestimmenden Einfluß mehr ausüben konnte, starben die meisten, nämlich in Deutschland und in der Schweiz. Henningsen betont, einer der begeistertsten Befürworter der Hexenverfolgung sei Martin Luther gewesen.
Jenny Gibbons, Spezialistin in mittelalterlicher Geschichte, konnte ferner zeigen, daß viele Anschuldigungen gegenüber der Inquisition auf Übersetzungsfehlern beruhen. So ist in den Akten zu lesen, daß jemand „per inquisitionem" geprüft wurde - allzu schnell hat man geschlossen, dies bedeute „durch die Inquisition". Aber in der Mehrzahl der Fälle muß übersetzt werden mit „durch eine Untersuchung", also eine Gerichtsmethode, die damals von fast allen weltlichen Gerichten angewandt wurde. Jenny Gibbons weist auch darauf hin, daß der vielzitierte „Hexenhammer" Heinrich Kramers keineswegs die offizielle Haltung der Kirche darstellte. Die Untersuchungsmethoden, die Kramer in diesem Werk empfiehlt, wurden sofort nach Erscheinen der Werkes von der Inquisition zurückgewiesen. Weltliche Gerichte, nicht die Inquisition, haben vom Hexenhammer gebrauch gemacht, schließt Jenny Gibbons.
Um zum eingangs erwähnten Autor zurückzukehren: Gustav Henningsen hat in seinem Werk "The Witches´ Advocate" die Arbeit der Inquisition in Spanien in hervorragender Weise dokumentiert und nachgewiesen, daß diese vielen Angeklagten, die von weltlichen Gerichten bereits zum Tode verurteilten worden waren, das Leben gerettet hat.
Zitat Ende
Quelle: http://www.politikforum.de/forum/archive/1/2001/09/1/9789