Welche Art von Laden habt ihr denn am Laufen, Lilith?
Der Beschreibung nach irgendein... Lokal?
Captain Futuro - Eventuell bist du auch Opfer des Informationszeitalters geworden. Wenn man heutzutage irgendwo hingehen will, fragt man die Bekannten um Rat. Das geschieht bei der jungen Generation per ICQ (und Artverwandten), bei den Ältern wohl mit Telefon und direkten Kontakt.
Alle Methoden haben jedoch gemeinsam, dass nur das weitergegeben wird, was man empfehlen kann. Nach subjektivem Empfinden des Kunden, versteht sich. Wenn keiner hingegen was kennt, wird gegoogelt. Meist mit den Suchbegriffen "*Lokalität*" und "*Dienstleistung*". Zwischen den Sternchen könnt ihr entsprechende Worte platzieren, die euch angemessen erscheinen
Naja, und was dann nicht auf Seite 1 auftaucht, wird ignoriert.
Das heißt, dass die Menschen vorzugsweise zwei Wege nutzen, um etwas ihren Anforderungen Entsprechendes zu finden:
1) Mund-zu-Mund Propaganda. Wie sagte... Douglas Adams doch? Es gibt nur einwas, das sich schneller als Licht verbreitet, und das sind schlechte Nachrichten. Oder so ähnlich. Damzufolge ist es wichtig, dass die Kunden gut über deine Einrichtung reden, und dass sie ihnen in Erinnerung bleibt. Positiv, im Idealfall.
2) Minimal-Nachschlagewerkrecherche. Bezeichnet die Angewohnheit, von allem den erstbesten Eintrag zu nehmen. Den ersten Eintrag bei Google, den ersten in den gelben Seiten. Oder eben jenen, der als erstes ins Auge fällt. Du kannst einen super Internetauftritt haben, der die Werke deiner Konkurrenz locker in die Tonne knüppelt. Nur muss man sie auch finden.
Übrigens verbreiten sich Drogen, Waffen und Frauen auch am besten unter der Hand, von Mund zu Mund eben (es macht sich schlecht, im Fernsehen Werbung für illegale Dinge zu tun...), während Fastfood und Spezial-Sinnlos-Statussymbole-Geschäfte auf die zweite Methode setzen.
McDoof und WurgerKing sind Omnipräsent in der Werbung und selbst bei Nacht dank des leuchtenden Ms zu finden, wohingegen Subway eher von Mund-zu-Mund Propaganda und Vorlieben der Leute lebt, weil das singende Baguette aus der Werbung eher... abschreckend ist
Wer mit seinem Laden also erfolgreich sein will, muss sich entweder gewaltsam ins Bewusstsein der Zielgruppe drängen, etwa mit mit einem Plakat neben McDoof auf dem steht: "Für alle, deren Sinne sich lieber an exotischem Tee als an Frittenfett erfreuen wollen..." oder dafür sorgen, dass die Kunden von ganz allein ihren Freunden zustecken: "Du, ich war neulich im Café Lilith, das ist ganz toll dort! Die Bedienung ist total nett / hochgradig hübsch / überaus kompetent in kulinarischen Dingen, die Preise sind konkurrenzlos und / oder das Gelumpe dort schmeckt einfach bombastisch. Zudem ist die Einrichtung geschmackvoll / die Musik meinen Vorlieben entsprechend / der allgemein Stil überaus einzigartig."
Oh... und man sollte zusehen, dass die Zielgruppe in ausreichender Mannstärke vorhanden ist
bzw. der Standort sich nicht irgendwie mit dem Geschäftsziel beißt...
Wer einen Pokemon-Shop zwischen Altersheim, Friedhof und Erotikshop eröffnet, sollte sich nicht wundern, wenn die Kinder fernbleiben (während lauter zahnlose Opas gegenüber in den E... lassen wir das). Oder wenn Sonnenschutzcreme in Timbuktu verkaufen wollt, sollte es zwar nicht an Menschen in der Umgebung mangeln, aber die meisten, werden über die Creme höchstens lachen. Das klassische "Kühlschränke am Nordpol" fällt mir da ein. Sowas sollten nur exessive charismatische Individuen in Angriff nehmen, die ihre Kunden derart begeistern können, dass sie ihnen wirklich alles abkaufen.
So. Genug. Mein kleiner, spontaner Exkurs in Zielgruppenanalyse und puplikumswirksames Marketing enden hier
Darüber könnte ich noch sehr lange wenig weiter referieren, zumal viel zu vieles aus dem Gebiet ungesagt geblieben ist. Immerhin wäre ich um ein Haar in einer Marketingagentur gelandet. Dummerweise zählt eine abgeschlossene Ausbildung in dem Sektor heutzutage mehr als viel guter Wille, sonst hättet ihr wohl Mercedes-Werbung von mir in großen Schmierblättern entdecken können.
Grüße, Merlin4711
Ach, da fällt mir ein: Um den Bogen zurückzuschlagen, soll gesagt sein, dass es wohl nicht an unserer "kaputten Wirtschaft" liegt, wenn sich diverse Dinge scheinbar besser verkaufen als andere. Der Markt ist eben sehr wandelbar, und von heut auf morgen können Dinge einfach nicht mehr gefragt sein, sodass selbst ein rundum perfekter Auftritt nichts nützt.
Wenn ihr zum Beispiel Glühlampen verkaufen wollt, und mit einem Mal kommt euch das Glühlampenverkaufsverbot in die Quere, ist schnelles Umdenken erforderlich...