Huh? @Ottaviani: War ich jetzt zu bös oder wie? :
Nun, sei's wie es sei. Ich möchte euch eine Geschichte erzählen. (Sorry, wenn ich jetzt oberlehrerhaft kling, aber mir fällt schon seit geraumer Zeit nicht ein, wie ich das anders erzählen könnte....)
Es gibt da einen Film, der vom Inhalt her imho so ziemlich der beste ist, der je gedreht wurde, nach Matrix: V for Vendetta. Aber, see for yourself. However, da gibt's eine faszinierende Stelle, die da ungefähr so geht (das ist die Stelle mit Rockwood): Der Kommissar fragt den Informanten nach Details. Und er (der Informant) antwortet darauf:
No, Inspector, you have all the details. What you need is a story. Und genau so ist es auch mit dem Mittelalter und der Katholischen Kirche; da gibt es alle Details in Hülle und Fülle. Was von vorne bis hinten nicht stimmt, ist die Geschichte.
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Was für eine Geschichte wird denn über die Kirche und das Mittelalter erzählt?
Die böse Kirche; die gegen Fortschritt ist; die gegen Frauen ist; die sowieso gegen alles ist; deswegen kam die Inquisition, dann böse Frauen, Hexen und Hexenverbrennungen. Oder? So wird die Geschichte doch erzählt? Oder?
Weiter oben wurde ich gefragt, dass ich korrigieren solle, wenn etwas nicht stimme... Nein. Die Details stimmen. Aber die
Geschichte dahinter stimmt nicht.
In Wahrheit war es nämlich genau anders herum. (!)
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In Wahrheit gab es damals eine wahnsinnig abergläubische Bevölkerung. 'Abergläubisch', das heißt im historischen Kontext auch etwas anderes: Wenn damals der Blitz beim Nachbarn einschlug, dann hatte der gegen die Götter gesündigt. Das Wissen, dass man auf Dächer auch Blitzableiter bauen kann,
gab es damals einfach noch nicht... Wenn also damals ein Hagel die Ernte vernichtet hat, dann - was taten die Menschen dann? Sie opferten den Göttern. Sie haben am Altar des Wettergottes und am Altar der Fruchtbarkeitsgöttin geopfert: ein Schaf, zwei Ziegen und fünf Hennen, und dann war alles wieder gut. Und wenn sie einen einsamen Wanderer erwischt haben, dann haben sie den geopfert. So war das damals.
Die Katholische Kirche hat mit diesem Unsinn aufgeräumt: Zuerst Moses, dann Jesus Christus. Ab dann gab es nur noch einen Gott. Und der weiß, was er tut. So zumindest die Christliche Lehre.
Das Problem dabei: Wenn jetzt ein Hagel kommt oder eine Dürre die Ernte vernichtet... Was dann?
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Und so passierte dann das, was auch heute noch passiert, wenn etwas schief geht: Es wird ein Schuldiger gesucht. Und auf wen als Schuldigen kann man sich am ehesten einigen als auf das Kräuter-Weibchen, das alleine im Wald wohnt?
Dazu muss man auch noch sagen, dass eine Menge der Hexenverbrennungen handfeste wirtschaftliche Motive hatten. Das muss man sich so vorstellen: Der Bauer stirbt; sei es durch Unfall, sei es durch ein Fieber, egal. Jetzt hat die Frau alleine den Bauernhof, den sie mit ihren 5-10 Kindern bestellt... na man muss sich nicht viel vorstellen, bis ein paar der Nachbarn gesehen haben, dass da eine schwarze Katze herum läuft... und bis die eigenen Kinder (dank der eigenen Geschichten) mal im Gestrüpp der 'Hexe' herumschnüffeln und dann mit einem knallroten Ausschlag nach Hause kommen: "Die hat sie verhext!" ... "Böser Blick, unsere Kinder werden sterben!" (während sie wahrscheinlich einfach nur durch ein Brennessel-Feld gekrochen sind)...
Und schon war der Mob zusamen, der die 'hexe' verbrennt... Und wenn die 'Hexe' dann verbrannt war samt ihrer 'Hexen-Kinder', dann war... überraschung-überraschung... der Hof auf einmal frei....
Ich sagte es schon oben: You have all the details. What you need, is a story!
grimlock
Farbe des hervorgehobenen Textes geändert - Dunkelorange (und somit auch sehr ähnliche Farben wie SandyBrown) sind dem Team vorbehalten. Danke - !Xabbu