Lacht nicht, aber mein Mann ist der Dienstälteste Berliner Weihnachtsmann
Hallo Leute,
ja nun ist Weihnachten wieder mal vorbei und ich bin zufällig auf dieses Thema hier im Forum gestoßen. Hab mir die Beiträge mit Interesse durchgelesen.
Wir haben zu Weihnachten eine ganz andere Beziehung, denn mein Mann ist seit 46 Jahren der Dienstälteste Berliner Weihnachtsmann in dritter Generation. Das geht auf eine alte Familientradition zurück, die sich um 1920 begründet hat. Der Großvater und Vater meines Mannes waren bereits einige Jahrzehnte als Weihnachtsmänner in Berlin unterwegs.
Meinen Mann kann man nicht buchen. Er ist eigeninitiativ und vor allen Dingen kostenlos unterwegs und erfreut Menschen, die sich keinen Weihnachtsmann und mitunter keinen Lebensstandart mehr leisten können (und wir sind selbst Harzt-Empfänger).
Das können Kinder sein, aber auch alte Menschen, kranke und vereinsamte. Und das ist eben unsere Gesamteinstellung zu Weihnachten. Da geht es nicht um Geschenke und Erwartungen. Da geht es um eine Hand voll Bonbons, um ein Kuscheltier (wir sammeln das ganze Jahr über abgelegtes und gut erhaltenes Spielzeug) und vor allem um ein liebes Wort. Oftmals erreichen uns Hilferufe, die wir dann versuchen aufzuarbeiten.
Wir waren in diesem Jahr (Weihnachten 2009) seit dem 28.11. unterwegs und hatten nur 5 freie Tage im Dezembermonat. Besonders berührend für uns, aber auch für die Menschen, die wir besucht haben, waren unsere Besuche in Altenheimen und bei Demenzkranken. Menschen, die nicht mehr viel von der Aussenwelt mitbekommen, sind sowas von dankbar über den Besuch des Weihnachtsmannes. Sie versetzen sich in positive Kindheitserlebnisse zurück und erleben vor allen Dingen das Gefühl, von dieser Aussenwelt nicht vergessen worden zu sein. Wer das einmal erlebt hat, empfindet Weihnachten pur und ganz weltlich als das Fest der Liebe schlichtweg. Wenn ein alter blinder Mann den Weihnachtsmann ertasten darf, wenn bettlägerige Menschen den Weihnachtsmann einfach einmal küssen möchten, dann braucht es keine materiellen Werte.
Und dann ist es wichtig, nach Weihnachten nicht damit aufzuhören, hilfsbereit zu sein. Das ist das wichtigste überhaupt, denn diese weihnachtliche Tätigkeit steigert sich im Wert durch das Weihnachtskostüm, das man anzieht, aber es würde auch ohne dieses Kostüm funktionieren.
Mein Mann spielt den Weihnachtsmann nicht - so sagen wir - er ist es. Auch im realen Leben hat er weiße Haare und einen langen Bart. Ob Sommer oder Winter spricht man ihn an, ob er nicht der Weihnachtsmann wäre. Am Strand im Urlaub pfeifen ihm Jugendliche Jingle Bells hinterher, oder Kinder setzen sich neben ihn und erzählen ihm seine Wünsche. Und auch im realen Leben hilft er, wo er kann.
Unser ganzes Leben ist Weihnachten- unser ganzes Leben ist Liebe, auch wenn es sonst was für Widrigkeiten zu bekämpfen gibt. Ich habe meinen Mann übrigens als Weihnachtsmann kennen gelernt und vor 24 Jahren am Nikolaustag im Weihnachtsmannkostüm geheiratet.
Man muss das Konsumverhalten der Gesellschaft in der Weihnachtszeit ein wenig ausblenden und sich bemühen, die kleinen Dinge im Wert zu schätzen. Dann kann man wahrhaft Weihnachten erleben.